Die Besonderheit der Orgel ist, dass es die Orgel als Instrument nicht gibt: historische Epochen und geografische Regionen haben eigene Instrumenten-Typen hervorgebracht, jeder bedeutende Orgelbauer hat eine andere Handschrift entwickelt, für jedes Instrument wurde eine eigene Architektur, Disposition und Intonation ausgearbeitet, jede Raumakustik unterstützt das Instrument auf andere Weise. Und letztlich spielt auch der aktuelle Zustand (Spielbarkeit, Gebrauchsspuren, Patina) eine Rolle.

Die technischen Voraussetzungen wirken direkt auf die stilistische Verwendbarkeit: mechanische, elektrische oder pneumatische Wege von der Taste zur Pfeife bieten andere Voraussetzungen für die Artikulation, die Windversorgung bzw. das bauliche Herzstück der Orgel, die Windlade (z.B. Schleif-, Kegel-, Taschenlade), kann in sehr unterschiedlicher Weise klangliche bzw. spieltechnische Auswirkungen haben.

Die Disposition ist eine Übersicht über die Klangpalette eines Instruments, erzählt viel über den Typus und das Klangideal, fasziniert oft mit klangvollen, gar exotischen Namen, sagt aber noch nichts aus über die spezifische Qualität der jeweiligen Register.

Mit der Bosch-Orgel der Lindenkirche (1965/1970/1980/1993) steht die zweitgrößte Orgel Berlins (84 klingende Register auf 5 Manualen und Pedal; insgesamt 5 Werke in der Hauptorgel, eine Chororgel, ein Fernwerk und zusätzlich der Nachbau einer historischen italienischen Orgel im Nebenraum) für lab.or.a 2010 zur Verfügung.

Die Sauer-Orgel der Hoffnungskirche entstand in mehreren Bauabschnitten 1994-2007. Sie verfügt mit 33 klingenden Registern auf 2 Manualen und Pedal über weniger Stimmen, bietet aber dank ihrer mechanischen Traktur einen unglaublichen Reichtum an Klangmodifizierungen, die in der tragfähigen Akustik des Jugendstil-Raums besondere Wirkungen entfalten. Besonderheit sind - regional einmalig - die Imitationen von Vogelstimmen: Kuckuck und Nachtigall.

Bilder und Disposition der Bosch-Orgel in der Lindenkirche

Bilder und Disposition der Sauer-Orgel in der Hoffnungskirche